Nokia 6310

Ein neues Nokia 6310? Das muss ich mir anschauen! Als ich gehört habe, dass Nokia das 6310 neu auflegt, kamen sofort Erinnerungen an das originale Kulthandy auf. Ich habe damals die goldene Version mit grünem Display besessen und habe von der erweiterten Version 6310i mit blauem Display geträumt.

Netterweise hat mir Nokia Deutschland das neue Nokia 6310 für einen ausführlichen Test zur Verfügung gestellt. Erhalten habe ich die schwarze Version, allerdings ein Pressesample ohne Originalkarton oder weiteres Zubehör. Ich muss mich an dieser Stelle also auf die Angaben zum Lieferumfang von der Webseite verlassen und wirklich interessant ist hierbei nur das Ladegerät zu nennen.

Welche Erwartungen habe ich an das Gerät? Das Original aus dem Jahre 2001 war für seine enorme Akkulaufzeit und die hohe Verarbeitungsqualität bekannt. Und genau das ist auch der Anspruch den ich an die Neuauflage habe. Um es vorweg zu nehmen, das neue Nokia 6310 bekleckert sich nicht mit Ruhm. Die Verarbeitung reicht bei weitem nicht an alte Erfolge heran. Das ganze Gehäuse fühlt sich eher billig an, es knarzt und ist teilweise recht kantig. Positiv zu nennen ist, dass der Akku austauschbar ist und das Gerät inkl. Akku ein angenehmes Gewicht hat. Alle Tasten sind gut erreichbar aber teilweise etwas schwammig. Das Steuerkreuz ist für große Finger auf Dauer nicht immer präzise erreichbar. Getippt wird natürlich mit T9. Wer kann es noch?

Bei der Bedienung wird es nostalgisch. Unter der Haube werkelt ein Series 30+ System, dass so aussieht und sich anfühlt wie früher. Leider ist die gesamte Software wahnsinnig träge und ich habe den Eindruck jedes einfache Festnetztelefon ist performanter. Inhalte und Menüpunkte nicht vollständig übersetzt. Natürlich ist auch Snake mit an Board. Als interner Speicher stehen 16MB (ja, MegaByte) zur Verfügung, können aber mittels Micro-SD erweitert werden. Ehrlich gesagt benötigt man aber auch nicht mehr Speicher, es sei denn man möchte mit dem integrierten MP3-Player Musik hören. Kopfhörer lassen sich übrigens mit Bluetooth 5.0 koppeln und das Gerät soll angeblich auch WLAN können. Ein Menü dazu habe ich jedoch vergeblich gesucht. Das Gerät ist Dual-SIM fähig, unterstützt aber maximal das 2G Netz, eignet sich also ehrlicherweise realistisch nur zum Telefonieren. Die Kamera löst mit 0,3MP auf, hätte man sich eigentlich sparen können. Im Standby kam ich auf eine Akkulaufzeit von fast 2 Wochen, was zwar deutlich entfernt von den angepriesenen 3 Wochen aber immernoch ein guter Wert ist.
Die Gesprächsqualität empfinde ich als gut bis sehr gut. Der Gesprächspartner ist gut zu hören, klingt bei aktiviertem Lautsprecher aber etwas blechern und zu leise. Ich bin für den Gesprächspartner in jeglicher Lage gut zu hören. Erstaunlicherweise nimmt die Tonqualität bei aktiviertem Freisprechen kaum ab.

Was hätte Nokia besser machen müssen? Ich denke der Markt für einfachste Geräte mit herausragender Akkulaufzeit ist durchaus da. Hätte man die Kamera weggelassen, stattdessen dem Gerät einen größeren Akku spendiert, deutlich an der Performance geschraubt und das Gehäuse wesentlich robuster gestaltet, hätte das was werden können. Gepaart mit der Möglichkeit z.B. seine Kontakte mit der Cloud (z.B. Google) zu synchronisieren wäre dies das ideale Zweitgerät für unterwegs oder als Gerät für Nutzer, die sich nichts aus Smartphones machen und einfach nur erreichbar sein wollen.

Wem würde ich dieses Gerät empfehlen? Ehrlich gesagt ich weiß es nicht. Ich denke, dass viele Nutzer sich das Nokia 6310 aus nostalgischen Gründen anschauen werden, aber ob es eine kritische Masse an Nutzern ernsthaft kaufen und nutzen werden mag ich bezweifeln. Vielleicht ist Deutschland da aber auch einfach der falsche Markt.